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05.05.2005, Stadion der Freundschaft, Verbandsliga Brandenburg |
Mit den beiden früheren DDR-Oberligisten und Europapokalteilnehmern Viktoria - ehemals
Vorwärts - Frankfurt und Stahl Brandenburg treffen die beiden wohl profiliertesten Teams
der Verbandsliga Brandenburg aufeinander, aber beide müssen im laufenden Spieljahr mal
wieder feststellen, daß es für Tradition wenig zu kaufen gibt. Die Hausherren mischen
zwar im Vorderfeld der Tabelle mit, aber der Spitzenplatz der Liga ist bereits fest an
einen vergleichbaren Nobody mit Namen SV Falkensee-Finkenkrug vergeben. Schlimmer steht
es um Stahl, denn es deutet einiges darauf hin, daß man zum Ende der Saison sogar in die
sechstklassige Landesliga absteigen wird, nachdem Brandenburg in den 1990er Jahren noch
ein Jahr in der 2. Liga selbst verbracht und einmal an der Aufstiegsrunde in diese Klasse
teilgenommen hatte.
Die Kicker aus Frankfurt an der Oder gehen sofort mit viel Selbstbewußtsein ins Spiel und kommen zu den
ersten Torchancen, aber auch Brandenburg tritt selbstbewußt auf und könnte vor allem nach gut zehn Minuten
zu einem Treffer kommen, als man aus wenigen Metern das Tor verfehlt. So gehen dann doch die Hausherren
in Führung, wobei man einen umstrittenen, aber wohl berechtigten Elfmeter benötigt. Kurz vor der Halbzeit kommt
man aber zurück ins Spiel, als ein sehenswerter Freistoß per Kopfball zum Ausgleichstreffer verwandelt wird, doch noch
vor der Unterbrechung kann der FFC mit einem Seitfallzieher - dem schönsten Treffer der Partie - den alten Abstand
wieder herstellen. Nach der Pause sieht es zunächst so aus, als brächen die Gäste jetzt zusammen, denn Frankfurt kann
bis zur 62. Minute auf 4:1 erhöhen, danach aber hat noch mal die Stunde von Stahl Brandenburg geschlagen, das mit zwei
eigenen Toren erneut den Anschluß schafft und doch noch mal auf einen Punktgewinn hoffen darf, bevor dann der achte
Treffer der Partie doch wieder für die Hausherren fällt und die endgültige Entscheidung bringt.
Die knapp über einhundert Zuschauer, die sich im daran gemessenen riesigen Stadion der Freundschaft verlieren, bedeuten
eine erschreckend schwache Resonanz, vor allem, wenn man in Betracht zieht, daß Stahl Brandenburg zumindest vom Namen her
der attraktivste Gegner der Liga ist und selbst eine Handvoll Anhänger mit an die polnische Grenze gebracht hat, die sich
auf der Gegengerade niederläßt, ohne dort sonderlich aufzufallen. Mehr als eine Handvoll Fans sind es auch auf Seiten der
Hausherren nicht, die im zweiten Abschnitt gelegentlich mit Sprechchören auf sich aufmerksam machen, und wenn sie dann schon mal
ihr Schweigen brechen, sind die übelsten rassistischen Schmähungen gegen den einen schwarzen Spieler auf Seiten Stahls zu hören,
statt daß man auch nur einmal seine eigene Mannschaft anfeuern würde - vielleicht ist ja damit schon ein Problem benannt, das
dafür sorgt, daß nicht mehr Publikum den Weg in das Stadion findet, dessen Name mit diesem Verhalten lächerlich gemacht wird.
Das 1953 unmittelbar am Grenzfluß zum polnischen Slubice eröffente Stadion der Freundschaft ist ganz offensichtlich für Besseres
gebaut worden, als als Spielort für einen unterklassigen Verein zu dienen und tatsächlich gab es zu DDR-Zeiten hier 17 Jahre Erstligafußball und einige Länderspiele - einmal sollen kurz nach der WM 1974 mit dem legendären Sieg der DDR gegen die Bundesrepublik
Deutschland 20000 Zuschauer zu einem Vergleich mit Kanada gekommen sein. 1995 und 1997 haben hier noch zwei Qualifikationsspiele der U21-Nationalmannschaft stattgefunden, aber es ist nicht zu übersehen, daß die Spielstätte ihre glorreichen Zeiten hinter sich hat und vom Verfall bedroht ist. So sind die Stufen, die rund um den Platz laufen, nicht im besten Zustand und der Oberrang der kleinen Tribüne mit seinen Sitzplätzen ist kaum nutzbar, da eben diese Holzsitze größtenteils deutlich angefault sind. Dazu paßt, daß die immer noch vorhandenen Flutlichtmasten inzwischen keine Strahler mehr tragen. Es ist zu vermuten, daß im Stadtetat von Franfkurt/Oder einfach kein Geld da ist, um die sehenswerte Anlage zu erhalten bzw. - was wohl letzendlich inzwischen Not tut - zu sanieren und so ist zu befürchten, daß das Stadion der Freundschaft schon in absehbarer Zeit ganz oder teilweise gesperrt werden könnte und Fußball vielleicht schon bald nur noch auf dem Nebenplatz stattfinden könnte, auf dem die Viktoria bereits jetzt ab und zu spielt und der nicht mehr Ausbau als jeweils drei Stufen an jeder Längsseite zu bieten hat.
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