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Empoli FC vs. AS Rom 0:2 |
Rangers 1976 |
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20.12.2003, Carlo Castellani, Serie A |
Der AS Rom gehört zweifelsohne zu den bekanntesten Teams der Serie A und so würden wohl manche vermuten, daß
die Hauptstädter mehr Titelgewinne vorzuweisen haben als die drei Meisterschaften, die man in den Jahren 1942, 1983
und 2001 einfahren konnte. In der laufenden Spielzeit könnte eine weitere dazukommen, zumindest hat man als aktueller
Tabellenführer der Liga alle Chancen, erst einmal auf dem Top-Platz der Liga ins neue Jahr zu kommen. Heute steht mit
dem Auswärtsspiel beim FC Empoli eine Begegnung mit einem Team an, das beim letzten Titelgewinn von Roma nach seinem Abstieg zwei Jahre zuvor gerade zweitklassig war und meist die Rolle der klassischen grauen Maus spielt. Immerhin verbrachte das Team aus der Toscana seit Mitte der 90er
Jahre immer wieder mal Zeit in der Erstklassigkeit - in der Manier einer Fahrstuhlmannschaft war man dann 2002/2003 auch wieder in die Eliteliga zurückgekehrt. Damit hat es sich dann aber auch mit den Erfolgen der Blau-Weißen, Europapokalteilnahmen oder gar Titelgewinne sucht man vergeblich in der Bilanz des 1920 gegründeten Empoli Football Club. Etwas derartiges wird auch in der laufenden Spielzeit kaum auf die Hausherren warten, eher sieht es so aus, als könnte sich der Fahrstuhl wieder einmal für den EFC in Bewegung setzen und das Team in der Serie B absetzen. Momentan findet man sich auf dem vorletzten Tabellenplatz wieder und nur ein Sieg gegen den Tabellenführer könnte bei günstigen weiteren Spielausgängen dazu führen, daß man den Jahreswechsel nicht auf einem Abstiegsplatz zu verbringen braucht.
Empoli findet gar nicht erst so richtig in die Partie und überläßt Roma von Anfang an die Initative. Vermutlich will man
erst mal ein torloses Remis halten, um dann im weiteren Verlauf der Partie eigene Chancen zu suchen. Tatsächlich tun sich die Gäste lange Zeit schwer, zu Toren oder auch nur Chancen zu kommen und die Führung für das Team vom Tiber kommt letztendlich unter kräftiger Mithilfe des Schiedsrichters zustande. Der deutet zum Entsetzen der Gastgeber nach etwas mehr als zwanzig Minuten auf den Elfmeterpunkt und läßt sich natürlich auch von heftigen Protesten der Hausherren nicht umstimmen - zu Unrecht, wie später die Fernsehaufnahmen beweisen werden. Romas Manschaftscaptain Francesco Totti läßt sich eine solche Chance jedenfalls nicht nehmen und sorgt für die Führung des Favoriten. Danach schleppt sich die Partie eher mühsam Richtung Halbzeit, bevor es quasi mit dem Pausenpfiff abermals Totti ist, der einen Glanzpunkt setzt und damit für eine Vorentscheidung sorgt. Statt der von allen erwarteten Vorlage entscheidet sich Totti zu einem Torschuß, hebt den Ball über den verdutzen Schlußmann der Hausherren ins lange Eck und sorgt so für einen Treffer, der das Prädikat äußerst sehenswert verdient hat. Im zweiten Abschnitt halten sich die Römer sichtlich zurück, während Empoli nicht mehr in der Lage ist, entscheidende Akzente zu setzen. Zwar kommt man immer wieder mal zu Ansätzen von Chancen, aber es bleibt der Eindruck, daß Roma das Geschehen völlig unter Kontrolle hat und den Hausherren nur den einen oder anderen Freiraum gestattet, weil man seinen Sieg in keiner Weise gefährdet sieht und am Ende hat dann auch das Halbzeitresultat weiter Bestand, das die Hausherren unter Einbeziehung der restlichen Resultate des Spieltags auf dem vorletzten Tabellenplatz hält, während der AS Rom wegen des überraschenden Punktverlustes des Juventus FC in Lecce und der nicht mehr erwarteten Heimniederlage des AC Milan gegen Udinese Calcio mit einem Vorsprung von sechs Punkten in die kurze Winterpause geht, die bereits am 6. Januar zu Ende gehen wird - dann wird Roma daheim gegen Milan die Chance haben, einen direkten Konkurrenten auf Distanz zu halten.
Obwohl Empoli immerhin gute 300 Kilometer Autobahn von Rom entfern ist, ist heute der größte Teil des Stadions für die
Fans der Gäste reserviert. Nur auf der Gegentribüne sind Heimfans untergebracht, die Haupttribüne und alle Hintertortribünen dienen zur Aufnahme der Fans der Gäste. Da man beim FC Empoli auf die Idee gekommen ist, den Ticketschalter für den Heimbereich nur bis 15 Uhr geöffnet zu halten, Gästekarten dagegen bis zum Anpfiff und darüber hinaus zu verkaufen, führt das dazu, daß die letztgenannten Bereiche teilweise recht überfüllt sind - und dort auch vereinzelt Empoli-Schals zu sehen sind -, während es auf der Heimseite sehr locker ist und vor allem der Oberrang der Gegenseite kaum gefüllt verbleibt. Die aktiveren Anhänger von Empoli haben sich im mittleren Bereich des Unterrangs ihrer Tribüne konzentriert, wo sie vor allem damit beeindrucken, daß sie während der gesamten Spielzeit mit ihren Schwenkfahnen hantieren, vor allem ein Supporter leistet da vor allem auch körperlich Beachtliches und hält die ganze Zeit eine große Fahne in Bewegung - kein Wunder, daß er bei Temperaturen kurz über dem Gefrierpukt mit einem kurzärmeligen T-Shirt auskommt! Per Gesang wird natürlich auch supportet und auch in diesem Bereich gibt man sich keine Blöße, wobei sich die Empoli-Supporter auch von dem Spielverlauf nicht beeindrucken lassen. Die Roma-Fans zeigen ihre Fahnen und Doppelhalter im Wesentlichen zum Intro und halten sich danach damit etwas zurück, wobei die eigentlichen Fanblöcke auf jeweils einer Hintertortribüne Platz gefunden haben. Auch sie sind ständig zu hören, richtig laut wird es allerdings bei den Gästen nur gelegentlich. Trotz des guten Saisonverlaufs scheint es übrigens ein wenig Unfrieden auf Roma-Seite zu geben, so hängen einige Transparente auf dem Kopf und man präsentiert im Laufe des Spiels ein Spruchband, auf dem unter anderem eine durchgestrichene 18 zu sehen ist. Nach den Treffern wird laut ein Gesang angestimmt, daß es nur einen "Capitano" gäbe und das scheint dann auch der Knackpunkt zu sein, gibt es doch von Seiten des Trainers Versuche, einen anderen Spieler als den beliebten Totti zum Mannschaftskapitän zu machen. Zurückkommend auf die Empoli-Szene ist noch zu erwähnen, daß man dort einen etwas widersprüchlichen Eindruck macht. Zwar präsentieren die Empoli-Fans mit Vorliebe politisch linkslastige Symbole und auch die Che-Guevara-Fahnen und Transparente fehlen vor allem bei den Fanclubs "Rangers" und "Desperados" nicht, auf der anderen Seite ist ein Name wie Rangers sicherlich nicht unbedingt politisch links besetzt und ein großes Grafitti "No surrender!" auf der Rückseite der Gegentribüne zeigt, daß man offensichtlich nicht ganz zufällig zu diesem Namen gekommem ist.
Das Stadio Carlo Castellani hat auf beiden Längsseiten feste Tribünen zu bieten und macht ansonsten einen etwas provisorischen
Eindruck. Die Haupttribüne ist als einziger Bereich der Anlage überdacht und mit verschiedenfarbigen - gößtenteils blauen - Sitzschalen ausgestattet. Vor und zu beiden Seiten der Tribüne gibt es unüberdachte Stufen, die mit Betonbänken ausgestattet und nur im zentralen Bereich nummeriert sind. Die Gegenseite wird von einer zweistöckigen Tribüne über die volle Längsseite eingenommen, bei der auf eine Überdachung verzichtet wurde, während in den Hintertorbereichen überhaupt kein fester Ausbau zu finden ist. Dafür wurden sie mit Stahlrohrkonstruktionen geradzu vollgepflastert, auf beiden Seiten gibt es drei davon, über die sich die Zuschauer teilweise in recht unterschiedlicher Dichte verteilen. Besonders hier ist man übrigens recht weit von der Spielfläche entfernt, handelt es sich beim Carlo Castellani doch um eine klassische Mehrzweckanlage mit Laufbahn. Für Beleuchtung wird von Strahlern im Tribünendach gesorgt, die von einer klassisch angeordneten Flutlichtanlage mit vier Masten unterstützt werden. Weitere Zuschauer finden übrigens auf einer inoffiziellen Tribüne Platz, findet sich doch hinter der einen Seite ein höheres Haus, das mit Balkonen in Richtung aufs Stadion Gelegenheit gibt, das Geschehen zu verfolgen und auf denen haben sich auch eine ganze Reihe von Interessenten eingefunden. Insgesamt kann man dem Stadio Carlo Castellani wohl eine in seinem Land durchaus häufiger vorzufindende Bauweise bescheinigen, allerdings ist es mit seiner Kapazität von knapp unter 20000 Zuschauern recht klein geraten.
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