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4776 Zuschauer
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Beim FC Dieppe - oder eigentlich Football Club Dieppois - handelt es sich um einen Fußballverein aus
der gleichnamigen normannischen Küstenstadt, die mit ihren knapp 33000 Einwohnern an der Mündung
des Flusses Arques in den Ärmelkanal liegt. Ende 1896 von Studenten gegründet erfolgte die offizielle
Registierung der Vereins erst im Jahr 1897. Anfang des 20. Jahrhunderts war der Club
durchaus konkurrenzfähig und erreichte kurz vor dem zweiten Weltkrieg seinen sportlichen Höhepunkt.
Von 1937 bis 1939 hatte man dabei kurz Profistatus und war in der zweiten Liga vertreten,
aus der man sich dann jedoch aus finanziellen Gründen zurückziehen mußte. In jüngerer Vergangenheit
verzeichnet die Chronik der "Harengs" (Heringe) aus Dieppe drei Spielzeiten in der Ligue National,
die allerdings auch bereits 30 Jahre zurückliegen (1979 - 82), aktuell ist der Club in der CFA2
fünftklassig. Ein Pokalspiel wie heute ist also etwas ganz Besonderes, denn man hat einen bekannten
und populären Club zu Gast, auch wenn die "Canaris" vom FC Nantes aktuell nur in der Ligue 2 kicken,
also als Zweitligist nach Dieppe kommen - immerhin konnte Nantes von 1965 bis 2001 gleich achtmal
die Meisterschaft feiern, drei Pokalsiege erringen und zweimal ins Halbfinale des Europapokals einziehen.
Trotz der drei Klassen Unterschied verstecken sich die Blau-Weißen aus Dieppe in der Anfangsphase
nicht, sondern man spielt vielmehr munter nach vorne und kommt zu ersten kleineren Chancen, bis
dann doch in der 14. Minute der Tabellenführer der Ligue 2 in Führung geht und sich so als das einfach
abgezocktere Team erweist - Adrian Filip Djordjevic bringt den Favoriten mit einem trockenen Schuß
von außerhalb des Strafraums in Führung. Dieppe zeigt sich von dem Rückstand unbeeindruckt und
versucht weiter, zu eigenen Chancen zu kommen. Vielleicht wähnt sich Nantes zu sehr in Sicherheit,
denn man muß tatsächlich kurz nach dem Seitenwechsel den Ausgleich hinnehmen, als Dieppse Cyril Guyot
in einen Eckstoß fliegt und das Leder per Kopf ins Tor der Gäste wuchtet. Jetzt drehen die Gäste etwas
auf und haben die größeren Spielanteile, was sich in der 69. Minute in einem Foulelfmter niederschlägt,
den abermals Djorkevic nutzt, um sein Team ein zweites Mal in Führung zu bringen. Acht Minuten
später legt Adrien Trebel den Treffer zum 1:3 nach, der noch bedeutsam werden soll, da es in
am Ende der Nachspielzeit noch einen Strafstoß für die Gastgeber gibt, der von Jonathan Mortoire
verwandelt wird, so aber nur das Tor zum 2:3 bringt, das nicht mehr als statistische Bedeutung hat.
Bei einem Spiel wie dem heutigen ist die Kapazität der Anlage offenbar ein wenig nach oben dehnbar und
so haben sich über 4500 Zuschauer im Stade Jean Dasnias eingefunden, das offiziell nur Platz für
2600 Menschen bietet. Im äußeren Bereich der Haupttribüne sind ein paar supportwillige
Heimfans untergebracht, deren Sprechchöre per Megaphon von einem weiblichen Fan vorgegeben werden und
die ihren Bereich anglophilerweise mit einem Transparent "Kop Dippois" markiert haben. Die Anhänger des
FC Nantes sind von den beschriebenen Dieppe-Fans aus gesehen im rechten, d. h. anliegenden
Hintertorbereich zu finden. Den hat man mit diversen Fahnen und Bannern markiert, zum Intro der Partie
zünden die Gästefans ein paar bengalische Feuer, die rasch von Ordnern eingesammelt und gelöscht werden.
Zwischenzeitlich wird es auch einmal recht ruhig in der Anlage, aber speziell in der Phase nach dem Ausgleichstreffer gehen
die Heimfans im gesamten Stadion recht gut ab - am Ende haben dann natürlich die vielleicht 100
Anhänger aus Nantes gut lachen und feiern das insgesamt doch eher ungefährdete Weiterkommen ihrer Helden,
in der Nantes zum Sensationsteam der aktuellen Runde reisen wird, Epinal SAS,
das sich als Vorletzter der drittklassigen Ligue National im Elfmeterschießen gegen Olympique Lyonnais
behaupten konnte.
Am auffälligsten am als Stade Vertus erbauten Stadion - dieser Name ist auch jetzt noch ab und an
zu lesen - ist sicherlich die halbmondförmig gebogene Haupttribüne mit
ihren verschiedenfarbigen Sitzplätzen. Dazu kommen hinter den Toren und auf der Gegenseite flache
Taversen, die in die umliegend angelegten Wälle hineingebaut sind, wobei man sich heute auch gerne
in den mit Gestrüpp bewachsenen nicht mit Stufen versehenen Teilen dieser Wälle oberhalb der
eigentlichen Traversen aufbaut. Inzwischen trägt die Anlage den Namen des vor knapp einem Jahr im
Alter von 82 Jahren verstorbenen Jean Dasnias, der Bürgermeister des Kantons Offranville war, zu
dem der Standort des Stadions gehört, das nicht in Dieppe selbst erbaut wurde, sondern in der
Gemeinde Saint-Aubin-sur-Scie, die mit ihren etwa 1150 Einwohnern unmittelbar südlich daran angrenzt.
Insgesamt handelt es sich um eine durch die leicht futuristische Tribüne hypermodern wirkende
Anlage, die für den üblichen Spielbetrieb in der fünften französischen Liga sehr großzügig
dimensioniert ist.
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