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65829 Zuschauer
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Die Gruppe D der Europa Champions League wurde sofort nach der Auslosung als die "Todesgruppe" des
Wettbewerbes tituliert. Tatsächlich ist eine Konstellation zustande gekommen, wie es sie nur selten
gibt: Das Los brachte die Meister von Spanien, England, Deutschland und der Niederlande zusammen, so
daß es sich um eine echte "Insel der Landesmeister" handelt. Die meisten dürften davon ausgegangen
sein, daß es sich bei denen, die der Tod ereilen soll, um die beiden mitteleuropäischen Titelträger handeln
würde. Tatsächlich hat sich der englische Meister Manchester City als der Prügelknabe der Gruppe erwiesen,
und man steht vorm letzten Spieltag mit gerade einmal zwei Zählern sieglos da. Umgekehrt konnte Borussia
Dortmund bei zwei Unentschieden - eins davon in Manchester - und drei Siegen schon am vorletzten Spieltag
Platz eins in der Abschlusstabelle buchen, so daß es heute nicht mehr um viel geht, wobei die Gäste mit
einem Sieg im Westfalenstadion zumindest noch Platz drei erreichen und so der europäischen Bühne zumindest
in der Europa League erhalten bleiben. Vorausgesetzt, daß Real Madrid, denen der zweite Gruppenplatz sicher
ist, mit einem Sieg gegen den AFC Ajax Amsterdam die entsprechende Schützenhilfe leistet - sollte City in
Dortmund nicht gewinnen, wird man dagegen als erstes englisches Team, das in der Gruppenphase der
Champions League keinen Spielgewinn verzeichnen konnte, in die Geschichte des Wettbewerbs eingehen.
Ende des letzten Jahres war an dieser Stelle von der "Unsportlichkeit" des Arsenal FC die Rede, der mit
zahlreichen Ersatzspielern gegen Olympiakos Piräus angetreten war, nachdem seine Qualifikation für das
Achtelfinale der Champions League festgestanden hatte. Heute ist zu bescheinigen, daß man es bei
Borussia Dortmund nicht anders macht, wo heute je nach Zählweise fünf bis sechs Spieler auflaufen, die
nicht in der üblichen Stammformation stehen. Allerdings zeichnet sich schnell ab, daß das ohne Folgen
bleiben dürfte, denn Manchester City versucht nicht einmal den Anschein zu erwecken, daß die
Europa League dem Club irgend etwas bedeute und versucht zu keinem Zeitpunkt auf Sieg zu spielen,
obwohl Real schnell in Führung geht und sich gar eine hohe Niederlage für Ajax abzeichnet. Zunächst
haben die Gäste zumindest noch etwas mehr Ballbesitz als der BVB, aber das ändert sich im Lauf der
ersten Hälfte Schließlich machen die Dortmunder das Spiel und drängen auf den Führungstreffer,
der schließlich fällt, als der eingewechselte "Kuba" Blaszczykowski in der 57. Minute das Leder nach
innen bringt, wo der junge Julian Schieber in den Ball rutschen und aus kurzer Distanz für das 1:0
sorgen kann. Auch und erst recht nach dem Gegentreffer ist nichts von Gegenwehr Manchester Citys zu
spüren, das außer einem Schuß aufs kurze Eck, den Dortmunds Roman Weidenfeller zur Ecke ablenken kann,
keinerlei Torchancen mehr zustande bringt.
Wenn einem Club ein Spiel augescheinlich so wenig bedeutet, obwohl man sich noch für das Weiterkommen
qualifizieren kann - wenn auch in Form eines "Abstieges", wie heute für Man City möglich - fragt man
sich, wie die Fans darauf reagieren, die für das Spiel immerhin Zeit und Geld aufwenden und doch
eigentlich zumindest das Recht haben dürften, daß die Spieler sich anstrengen, um sie für ihre Mühe zu
belohnen. Die City-Fans machen gute Miene zum lahmen Spiel und supporten sogar in der Anfangsphase
mit diversen Sprechchören mehr, als man es 2012 aus dem UK gewohnt ist. Immerhin sorgt der Dortmunder Anhang
dafür, daß man auch etwas Beeindruckendes erleben kann, denn die Heimfans zeigen zum Einlaufen der
Teams eine Choreographie, die mit einem Vereinszeichen des BVB über die gesamte Südtribüne keine Originalitätspreise
gewinnen dürfte, aber schlicht und ergreifend Attribute wie "spektakulär" und "beeindruckend" verdient hat und
auch den Gästefans in Erinnerung bleiben dürfte. Danach gibt es natürlich auch von den Heimfans Support in
Form von Gesängen, der auch anhält, als die Anhängerschaft aus Manchester gegen Ende der ersten Hälfte dann
doch etwas leiser wird und im zweiten Abschnitt den Support weitgehend einstellt. Richtig laut wird es dann
noch einmal, als Mario Balotelli bei den Gästen eingewechselt wird, der wohl kaum die Aussicht hat, demnächst zum
beliebtesten Gegenspieler in Dortmund gewählt zu werden und bei jeder seiner Aktionen mit einem lauten
Pfeifkonzert bedacht wird - das Halbfinale der Europameisterschaft im letzten Sommer, bei der er im Alleingang
für den 2:0-Sieg seiner italienischen Mannschaft gegen die DFB-Elf gesorgt und sich mit einer spektakulären Pose
nach dem zweiten Treffer unsterblich gemacht haben dürfte, mag dem Stürmer deutlich besser gefallen haben als
sein heutiger Auftritt im Westfalenstadion!
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