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80720 Zuschauer
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In den Sonntagspielen des 9. Spieltags der Bundesliga 2010/11 kommt es zu zwei Spitzenspielen, bei
denen die ersten vier der Tabelle unter sich sind. Um 15:30 Uhr muß Tabellenführer Borussia Dortmund
gegen den vierten TSG Hoffenheim vorlegen, bevor 17:30 das Duell zwischen dem zweiten FSV Mainz 05
und Bayer Leverkusen folgt. Für den BVB geht es darum, nach der enttäuschend verlaufenen Partie im
Europapokal gegen den PSG von der letzten Woche neuen Schwung zu finden, wobei sich gleichzeitig die
Frage stellt, inwieweit dieses gerade einmal drei Tage zurückliegende Spiel den Hausherren noch in den
Knochen steckt. Zeit zum Ausruhen wird man übrigens auch in der kommenden Woche nicht haben, wenn
Borussia Dortmund am Mittwoch im DFB-Pokal beim starken Drittligisten Kickers Offenbach antreten muß
- und diesmal muß auch die TSG ran, die am gleichen Tag zu Hause den FC Ingolstadt begrüßen darf.
Borussia Dortmund beginnt offensiv einstellt, doch bereits nach neun Minuten gerät man in Rückstand,
als die Gäste nach einem unglücklichen Ballverlust von Lukasz Piszczek durch den am langen
Pfosten freistehenden Demba Ba in Führung gehen. Sechs Minuten später verpaßt Nuri Sahin mit einem
verschossenen Foulelfmeter die große Chance zum Ausgleich, und die Wut der Gastgeber richtet sich
gegen Schiedsrichter Wolfgang Stark, der den ersten - erfolgreichen - Versuch Sahins zurückgepfiffen
hat, weil Lucas Barrios einen Schritt in den Strafraum gemacht hatte. Im zweiten Abschnitt vergibt
Borussia Dortmund große Chancen durch Kevin Großkreutz und Lucas Barrios, und das Spiel der Gastgeber
wird zunehmend hektisch und von langen hohen Bällen dominiert. Als die Niederlage fast unausweichlich
scheint, kann der eingewechselte Antonio da Silva mit einem bildschönen Freistoß noch den Ausgleich
erzielen, und erneut steht Stark im Fokus, denn der Freistoß hätte nicht gegeben werden dürfen, da
Chinedu Obasi bei seinem vermeintlichen Foul an da Silva den Ball gespielt hat.
Für viele Anhänger von Borussia Dortmund stellt die heutige Partie mehr als ein Fußballspiel dar,
sondern sie symbolsiert stattdessen den Gegensatz zwischen "Tradition" - vertreten durch die eigenen
Farben - und "Moderne". Diese Auffassung, nach der vor allem TSG-Mäzen Dietmar Hopp den "modernen
Fußball" als Spielball reicher Einzelpersonen und großer Konzerne personifiziert, wird auf diversen
Transparenten zum Ausdruck gebracht, wobei Hopp einmal im Atemzug mit (Martin) Kind genannt wird,
der wie kein anderer mit dem Kampf zur Abschaffung der 50+1-Regel identifziert wird, die besagt,
daß Fußballvereine nicht mehrheitlich in Privatbesitzt gehen dürfen und einmal zusammen mit (Red)
Bull(shit), da das Projekt der Roten Bullen, in Leipzig einen Profiverein aus dem Boden zu stampfen,
als nächster Angriff des modernen Fußballs auf die Traditionsclubs empfunden wird. Support gibt es
dann natürlich auch, wobei sich der Zorn der BVB-Fans immer mehr auf den Schiedsrichter und seine unglücklichen
Entscheidungen richtet - die wenigen Gästefans, die in der Nord-Ost-Ecke des Stadion untergebracht sind,
fallen ohnehin über weite Strecken der Partie nicht weiter auf, und die Nordkurve ist heute fest in
schwarz-gelber Hand, da der eigentliche Gästebereich des Stadions unter den heimischen Fans ausverkauft wurde,
nachdem der Großteil der für die Auswärtsfans bestimmten Tickets von der TSG nicht abgenommen werden konnte.
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