Bhutan |
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08.10.2015, Changlimithang Stadium, WM-Qualifikation |
Die Fußballnationalmannschaft des Himalaya-Staates Bhutan wurde 1983 gebildet, gehört aber erst seit
dem Jahr 2002 dem Weltfußballverband FIFA an. Die Liste der Erfolge Bhutans liest sich noch eher
bescheiden, so nahm man dreimal an den Ostasienmeisterschaften teil und schied 2009, 11 und 13 jeweils
in der Vorrunde aus und konnte sich einmal für den Challenge-Cup qualifizieren, wo 2006 ebenfalls in
der ersten Runde Endstation war. Etwas Bekanntheit verschaffte dem bhutanischen Fußball gerade, dass
man kurz nach dem Einstieg in die FIFA auf dem vorletzten Rang der Weltrangliste war, denn der brachte
das "Other Final" nach Thimphu, ein im Film dokumentiertes Spiel gegen Montserrat, den Letzten der Rangliste,
unmittelbar bevor in Japan das "eigentliche" Finale zwischen Brasilien und Deutschland
ausgetragen wurde. Zwischenzeitlich kletterte Bhutan bis in der 150er Plätze der Weltrangliste und
trifft heute aktuell auf 173 stehend auf die Malediven. Die Gastgeber hatten sich in der ersten Runde
über Sri Lanka (1:0 und 2:1) für die Zwischenrunde qualifizieren könne, während die Malediven direkt
in die zweite Runde starten durften, hier aber, wie die heutigen Gastgeber, keine echte Rolle spielen.
Beide bilden ohne ein Tor geschossen zu haben mit Null Zählern das Tabellenende, während Katar ohne
Punktverlust auf dem Weg zum Gruppensieg unaufhaltbar zu sein scheint und sich China und Hongkong um
den zweiten Platz streiten, der möglicherweise ebenfalls zum Erreichen der dritten Runde ausreicht.
Nach elf Minuten gehen die Gäste in Führung, als Ahmed Nashid schön von der Mittellinie aus per
Steilpass in Szene gesetzt wird und das Leder über den herauseilenden Torhüter Bhutans heben kann.
Eine ganz ähnliche Szene führt weitere elf Minuten später zum 0:2, nur, daß diesmal eine (zu kurze)
Kopfballabwehr Bhutans, sowie ein schöner Spielzug der Malediven über die linke Seite, hinzukommen,
bevor Ali Ashfaq das Leder im Nachschuß im Tor unterbringen kann. Noch vor der Pause gehen die
Malediven durch Ashfaq mit 0:3 in Führung und nach zwölf Minuten im zweiten Abschnitt ist es ein
drittes Mal Ashfaq, der - diesmal vom Elfmeterpunkt - für seine Farben trifft. Spätestens jetzt
bestehen Zweifel, ob Bhutan sein bislang bestes Ergebnis der Zwischenrunde von 0:6 gegen China
verbesssern kann (dazu 0:7 in Hongkong und 0:15 in Katar), aber die Malediven verschlafen den
Rest der Partie und wollen sie offensichtlich gemütlich über die Zeit bringen, um dann nochmal
zittern zu müssen. In der 85. Minute nutzt Bhutan eine der jetzt zahlreichen Tormöglichkeiten, als
die Malediven den Ball nicht aus dem Strafraum klären können und Tshering Dorji aus dem Gewühl
trifft, in der 88. heißt es nach einer schönen Einzelleistung von Chencho Gyeltshen, der sich gegen
drei Abwehrspieler durchsetzt, bevor er den Ball ins Tor schiebt, 2:4. Der nächsten Treffer fällt in
der 2. Minute der Nachspielzeit durch Biren Basnet, bleibt dann aber der letzte der Partie, obwohl
es in den insgesamt 6 Minuten Overtime noch weitere Chancen für Bhutan gibt.
Im Chinglimithang Stadion sind vor allem Klatschpappen allgegenwärtig, die vor Spielbeginn ans
Publikum verteilt werden und von den Leuten gerne und ausdauernd eingesetzt werden, dazu gibt es
als Intro eine Blockfahne mit der Fahne des Königreichs - von Gästefans ist übrigens nichts zu
sehen. Die Bhutaner werden dann auch immer wieder Laut, wenn ihre Mannschaft - in der ersten
Hälfte eher selten - nach vorne kommt oder gar Torchancen generieren kann. In der Schlußphase
geht es dann richtig laut und euphorisch zu und das Publikum tut alles dazu, seiner Mannschaft
das Comeback zu ermöglichen, wenn alles steht, feiert und jubelt als ginge es um ein wichtiges
Finale und nicht darum, wer überhaupt erste Punkte in der Gruppenphase auf sein Konto buchen darf -
begeisterungsfähig ist das Publikum in Bhutan auf jeden Fall, auch, wenn es am Ende doch nicht ganz
für den erhofften Punktgewinn reicht.
Das Changlimithang Stadion ist recht zentral in Thimphu zu finden, das mit seinen etwa 78.000 Einwohnern
die Hauptstadt von Bhutan bildet, welches seinerseits über eine Bevölkerung von ca. 733.000 Menschen verfügt.
Es wurde 1974 zur Krönung von König Jigme Singye Wangchuck erbaut und 2007 von seinen zunächst 10000
Zuschauerplätzen zur Krönung von dessen Nachfolger Jigme Khesar Namgyal Wangchuck auf eine Kapazität von
15000 Plätzen erweitert. Seit 2009 verfügt die Anlage über ein Flutlicht und die letzte größere Änderung
gab es 2012, als sie anläßlich des Starts der nationalen Fußballliga mit Kunstrasen versehen wurde. Der
Ausbau besteht hauptsächlich aus einer hohen Traverse, die an einer Hintertorseite startet, sich dann
über eine Längsseite zieht und darüber leicht abgewinkelt hinaus geführt ist, so dass sie noch einen Kleinfeldplatz abdeckt
und die zweite Hintertorseite frei läßt - hier wird auf einfachen Steinstufen gesessen. Eine echte Perle
wird die Anlage jedoch durch die zweite Längsseite, auf der eine, einem traditionellen Bau nachempfundene,
kleine Tribüne aufgebaut ist, die zumindest in westlichen Augen an einen Tempel erinnert - dahinter steht
passenderweise (außerhalb des Stadions) eine große Bhudda-Figur. Übrigens wird der Fußballplatz, wenn er
nicht genutzt wird, der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt und darf von 17:00 bis 1:00 Uhr (wochentags) bzw.
7:00 bis 21:00 Uhr (an Wochenenden) gegen Entgeld genutzt werden - eine gute Einnahmequelle für den Bhutanischen
Fußballverband und wahrscheinlich einmalig für eine als Nationalstadion gentutze Anlage.
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