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Benevento Calcio |
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13.12.2009, Santa Colomba, Lega Professionistico 1^ Divisione (Serie C) |
Die heutige Stadt Benevento geht auf vorchristliche Zeiten zurück und ihr ist bereits 275 v. Chr. etwas widerfahren, was heute eher Fußballvereinen zustößt, nämlich eine Umbenennung. Die Römer hatten gerade dem epirischen König Pyrrhus eine vernichtende Niederlage
beigebracht und gaben der nahegelegenen Ansiedlung Maleventum ("Schlechtwind") daraufhin den neuen Namen Beneventum ("Gutwind"), der sich ungefähr so bis heute erhalten hat. Später etablierte sich hier eine Legende, nach der sich die Hexen der Welt einmal im Jahr in Beneventum träfen, um dort um einen Nußbaum zu tanzen, ähnlich, wie es im Harz auf dem Brocken geschehen soll. Faktisch haben sich mindestens zwei Hexen in Benevento gehalten, die eine als Likörmarke Strega, die andere im Vereinszeichen von Benevento Calcio. Seit 1925 wird in der Stadt auch mit dem Ball gezaubert, wobei der Club Sporting Benevento 2005 als Benevento Calcio neugegründet werden mußte. Zur aktuellen Spielzeit ist Benevento Calcio nicht nur in die Serie C1 aufgestiegen, die seit neuestem Lega Professionistico 1^ Divisione heißt, sondern hat auch den ersten Titel der Vereinsgeschichte geholt, das allerdings mit der Campionato Nazionale Berretti im Jugendbereich, nämlich die U20-Meisterschaft für Teams der Serie C. Aktuell ist Benevento Calcio im oberen Mittelfeld der Tabelle zu treffen und somit Favorit, wenn es heute gegen den norditalienischen FC Esperia Viareggio geht, der sich als Viertletzter der Liga mitten im Abstiegskampf befindet.
Im ersten Abschnitt macht zwar Benevento das Spiel, kann aber die Gäste nur selten wirklich unter Druck setzen, die sich über weite Strecken damit zufriedengeben, den Gegner zu kontrollieren. In der 24. Minute folgt der Schock für Benevento, als Samuele Pizza das Leder völlig unbedrängt im Tor der Gastgeber unterbringen kann und die Gäste
mit 1:0 in Führung bringt. Doch es soll noch schlimmer kommen für die Gastgeber: Als die sich wohl schon damit abgefunden haben, mit einem Rückstand in die Kabine zu gehen, ist in der Nachspielzeit der ersten Hälfte Tommaso Marolda zur Stelle und sorgt mit dem Treffer zum 0:2 dafür, die Misere für Benevento weiter zu verschlimmern. In der Pause hat man sich bei den Gastgebern offensichtlich einiges vorgenommen, denn Viareggio wird sofort unter Druck gesetzt, und nach sechs gespielten Minuten darf Benevento erstmalig jubeln, nachdem Giampaolo Ciarciàs Flanke im Strafraum Pietro Clemente erreicht, der das Leder per Kopf exakt unter die Torlatte setzt. Zehn Minuten später gelingt Vincenzo De Liguori der Ausgleich, und jetzt deutet alles auf einen Sieg für das Heimteam hin, dem immerhin bei drückender Überlegenheit noch 30 Minuten Zeit bleibt. Am Ende hält jedoch die Defensive Viareggios über den weiteren Spielverlauf und man kann sich am Ende über einen Punktegewinn freuen, wobei man sich zur Halbzeitpause sicherlich mehr versprochen hatte als ein Unentschieden.
Die heutige Partie ist sehr gut besucht, obwohl es natürlich keine besondere Beziehung zwischen den beiden Clubs gibt. Einen Beitrag
dazu leistet sicher die Tatsache, daß man bei Benevento die Tickets im Sonderangebot abgibt und mit zum Beispiel gerade mal vier Euro für einen Kurvenplatz und 6,50 Euro für einen auf der Gegengeraden geradezu lächerliche Eintrittspreise erhebt. Die Heimfans machen von Anfang an aus zwei Blöcken Stimmung, wobei der eine Position in einem Hintertorbereich eingenommen hat, während sich der zweite in einem extra mit Flatterband abgetrennten Bereich der Gegentribüne aufbaut. Die Gästefans feiern auch ihre Party - natürlich vor allem im ersten Abschnitt - und versuchen, sich so gut wie möglich bemerkbar zu machen, allerdings sind nur knapp 20 davon erschienen, was die Möglichkeiten, sonderlich aufzufallen, natürlich etwas begrenzt. Zur Halbzeit ist man spürbar sauer auf Seiten der Benevento-Anhänger, die teilweise gar zu Viareggio überlaufen und das 0:2 der Gäste bejubeln, aber das schnelle Tor im zweiten Abschnitt bringt die Heimfans zurück auf Linie, die Mitte der Halbzeit noch ein Transparent zeigen, bei dem sie den unter sehr umstrittenen Umständen in Polizeigewahrsam (ohne augenscheinlichen Bezug zum Fußball) verstorbenen Stefano Cucchi als "Opfer des Staates" bezeichnen. Cucchi war wegen Drogenbesitzes verhaftet worden und völlig dehydriert und mit angeblich klaren Folterspuren eine Woche später gestorben.
Das Stadio Santa Colomba ist direkt am Ufer des Flusses Sabato ("Samstag") zu finden, wo es zwischen 1976 und 1979 erbaut wurde. Ursprünglich betrug seine Kapazität 25000 Zuschauer, aber heute ist es nur noch für angesichts der Liga der Gastgeber immer noch
sehr üppige 18500 Besucher zugelassen. Seit 1994 gibt es hier auch ein (heute nicht notwendiges) Flutlicht. Die Anlage selbst besteht aus einer komplett zweistöckigen Konstruktion, bei der der Oberrang deutlich höher ist als der Unterrang. In der Mitte der Haupttribüne ist eine Überdachung vorhanden, während der Rest der Anlage komplett unüberdacht ist, man aber natürlich faktisch in den Unterrängen Schutz unterhalb der Stufen des zweiten Rangs suchen kann. Auf den Längsseiten sind Sitzschalen installiert, die im mittleren Block der Haupttribüne mit Rückenlehnen versehen sind und auf der Gegenseite den etwas schwer zu lesenden Schriftzug BENEVENTO ergeben. Hinter den Toren gibt es wie häufig in Italien formal durch Abzeichnen auf den Stufen gebildete "Sitzplätze", die allerdings wie ebenso üblich niemanden interessieren. Im europäischen Vergleich erscheint die Anlage sicherlich etwas altmodisch, was aber nicht bedeutet, daß sie nicht ihren Reiz hätte - einzigartig ist sie allerdings nicht, denn das Nuovo Romagnoli im 70 Kilometer nördlich gelegenen Compobassa soll eine fast identische Kopie der Anlage darstellen.
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