Strasbourg ist nicht nur aus fußballerischen Aspekten eine Reise wert: die malerische Altstadt mit den
seltsam unregelmäßig angeordneten Häuschen (die Fassaden bilden kaum eine gerade Front, sondern das eine Haus zieht sich in eine kleine Nische zurück und dessen Nachbar wagt sich keck einen halben Meter weiter vor usw.) laden zum Bummeln ein, und eine Grachtenrundfahrt wahlweise im offenen oder geschlossenen Boot kann sicherlich auch nicht schaden.
Gespielt wird im Stadtteil Meinau, der dem Ground auch gleich als Namenspate zur Seite steht. Das Stadion selbst ist ein völlig umbautes reines Fußballstadion, das ein wenig ans Bochumer Ruhrstadion erinnert. Allerdings hat man sich in Strasbourg glücklicherweise noch nicht zu einem reinen Sitzplatz-Stadion durchgerungen, in den oberen Bereichen der jeweiligen Tribüne wird gesessen, die unteren Bereiche sind als Stehplätze ausgebaut. Die Flutlichter des Stade de la Meinau sind in die Tribünendächer integriert.
Das Spiel nimmt einen wohl für die meisten Beobachter unerwarteten Verlauf, als der freche Aufsteiger, der schon am ersten Spieltag mit einem Punktgewinn gegen Meister Monaco hatte aufhorchen lassen, sich auf den Weg macht, beide Punkte zu entführen. Kann man die Führung zur Pause noch als recht glücklich bezeichnen, so übernimmt Lille in der zweiten Hälfte dann endgültig das Kommando, um mit zwei späten Toren das auch in dieser Höhe verdiente Endresultat herbeizuführen.
Am Anhang der Elsässer liegt das zunächst nicht: der Support - frankreichtypisch durch trommelunterstützten Gesang - kann sich sehen und hören lassen und auch beim Rückstand wird es kaum lauter. Teilweise kommt es sogar zu Wechselgesängen zwischen der Westkurve, wo der harte Kern der RCS-Fans seinen Platz findet, und der Tribüne. Nach dem 0:3 in der 77. Minute reißt dann dem Publikum doch noch der Geduldsfaden, im Fanblock entstehen gewisse Aggressionen, die jedoch nicht über einen Test der Leistungsfähigkeit des Zauns zum Spielfeld hin hinausgehen, während das restliche Publikum die Fahnen wechselt und nunmehr Lille OSC nach vorne peitscht.
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