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1000 Zuschauer
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Um den Pokal des Hessischen Fußballverbandes und damit um den Einzug in die erste
Runde des DFB-Pokals geht es am heutigen Abend beim Aufeinandertreffen der beiden
Regionalligisten von Darmstadt 98 und dem SV Wehen. Damit verbunden - und vielleicht
sogar der interessantere Aspekt der Partie - ist der Einzug in die erste Hauptrunde des DFB-Pokals,
wo man hoffen darf, auf lukrative Teams aus höheren Ligen zu treffen. Um zu klären, welchem der
beiden Rivalen Pokal und Startrecht vorbehalten sind, trifft man sich in Hanau, einer Stadt mit
großer Fußballtradition, aber wenig aktueller Bedeutung. 1893 gründete man hier einen der ersten Fußballvereine in Deutschland überhaupt und taufte diesen auf den folgerichtigen Namen FC Hanau 93.
Fünf Jahre später gehörte der Verein zu den Gründungsmitgliedern des DFB, wie heute eine Gedenktafel an der Rückwand der Tribüne verkündet. In halbwegs jüngerer Vergangenheit stehen nur noch ein paar Jahre Mitgliedschaft in der zweiten Liga - zuletzt in der Saison 1978/79 - zu Buche, bevor es endgültig den
Bach runter ging mit den Schwarz-Weißen, die in dieser Saison als Aufsteiger in der Bezirksliga Hanau immerhin die Klasse haben halten können und so weiterhin siebtklassig bleiben.
Bei sommerlichem Wetter erwischen die Lilien den deutlich besseren Start und gehen nach guten 20
Minuten mit 1:0 in Führung. Bis zur Halbzeit bleibt die Kräfteverteilung die gleiche, so daß der
Ausgleich der Taunussteiner wenige Minuten vor der Pause schon etwas überraschend kommt. Ein ganz
anderes Bild bietet sich in der zweiten Hälfte, als die Wehener auf die Entscheidung drängen, aber
immer wieder an der eigenen Unfähigkeit und auch einmal am Aluminium scheitern, bis es diesmal die
Blau-Weißen sind, die den Spielverlauf auf den Kopf stellen und zwei Minuten vor dem Ende zum
Siegtreffer kommen.
Der weitaus größere Teil der Zuschauer steht auf der Seite Darmstadts und hat so an dem
überraschenden Ende der Partie seinen Spaß. Nach dem Abpfiff werden dann auch für die
SVD-Supporter die Tore zum Innenraum geöffnet, so daß sie die Pokalübergabe zusammen mit der Mannschaft feiern können. Während des Spiels wurden die Lilien mit Sprechchören unterstützt, bei der Pokalübergabe bleibt es dabei, womit man inzwischen bei den Fans das virtuelle Ticket zum Pokalendspiel gebucht hat und lautstark bekundet, nach Berlin fahren zu wollen. Die Freunde des SV Wehen sind nur nach dem Tor der eigenen Mannschaft wahrzunehmen und geben sich ansonsten eher ruhig.
Das 1951 gebaute Hermann-Dröse-Stadion hieß während des Großteils seiner Existenz Stadion am Wilhelmsbad, bevor
es nach dem Oberbürgermeister Hanaus aus den Jahren 1962 bis 1971 benannt wurde. Es handelt sich um eine Mehrzweckanlage, die nicht nur über eine Laufbahn verfügt, sondern auch noch über American-Football-Tore, die davon
zeugen, daß hier nicht nur europäischen Fußbällen nachgejagt wird - eine Flutlichtanlage sucht man allerdings vergebens. Weiterhin ist eine überdachte Tribüne für 1000 Zuschauer vorhanden, wo man sich auf blauen Holzbänken niederläßt und - auf der Gegenseite - eine hochaufgeschossene Stehplatztribüne, auf der jedes Viertel über Wellenbrecher in eigenen Farben - blau, rot, grün und gelb - verfügt. Dazu kommen eine Handvoll von Betonstufen hinter den Toren, die auf einer der beiden Seiten mit sichelförmigem Verlauf eine sehr eigenwillige Form haben. Es handelt sich um ein Stadion, das einen Besuch wert ist und mehr als Bezirksligafußball verdient hat - und zumindest am heutigen Tag ja auch zu sehen bekommt.
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